Ariel Pink’s Haunted Graffiti – Worn Copy (Paw Tracks / Dense) (Originalfassung)

Im Konzertpaket zusammen mit Panda Bear von Animal Collective war Ariel Pink vor einigen Monaten im Subway zu Gast. Ein sehr opulenter und gleichzeitig komprimierter Wall of Sound drang einem da entgegen, aromatisiert von bittersüßen Popmelodien, die wie Parfüm aus Ariel Pinks Klangblöcken strömten. Zwischen Brian Wilson, Prog Rock und My Bloody Valentine spannte sich das Assoziationsspektrum. Noch breitgefächerter klingt Ariel Pinks Sound auf seinem Debut-Album „Worn Copy“ von 2003, das nun auf Animal Collectives Label Paw Tracks wiederveröffentlicht wurde. Mit 17 Stücken auf über 70 Minuten ist es ein episches Werk und ein „Bitches Brew“ des Pop, voller ranzigem Glamour und größenwahnsinniger Arrangements. Um nicht weniger als eine andere Pop- Geschichtsschreibung geht es hier, gefiltert durch Pinks Ohren und Augen, die sich laut Info bei The Cure, Amon Düül und R.Stevie Moore, aber auch bei obskuren oder fiktiven Acts wie The Gong Show, It’s Your Move oder What’s Happening? ganz besonders eingeklinkt haben. Versatzstücke von Beatmusik, Burt Bacharach-Hooks, Hitparaden- Folk, Street Rap, 70er Chicago Soul, amerikanischem Mainstream-Rock ca. 1976, Jazz- Funk, Disco-Boogie a la Hamilton Bohannon oder der schmutzigen R&B-Ästhetik der Stones auf „Exile On Main Street“ fließen hier aufs Souveränste ineinander. Noch vor fünf Jahren hätten Elektronik-Produzenten sich sowas übereifrig zusammen gesamplet, Ariel Pink spielt das heute mal eben so ein und formt es zu einem Werk von Van Dyke Parkscher Größe – allerdings ohne dessen klangliche Brillianz. Denn Pinks vermeintliche Opulenz dekonstruiert sich selbst, indem sie sich am Sound alter abgenudelter Cassetten orientiert – „Worn Copy“ eben.

StadtRevue Köln Magazin, 2005