MR. BRICOLAGE – DOCTOR.L (ORIGINALFASSUNG)

von Olaf Karnik

Vor zwei Jahren erschien Doctor.Ls Debut-Album „Exploring The Inside World“ auf dem kleinen französischen Label artefact. Im Plattenladen mal unter Abstract HipHop, mal unter Elektronik, mal unter French Music eingeordnet, konnte von Glück reden, wer überhaupt in Besitz der CD gelangte. Kein Feuilleton kam auf die Idee, Doctor.L als den Jean-Luc Godard des Trip Hop zu exponieren. Indem er tausend Musik- und Geräuschquellen im Synthesewahn zu einer 70minütigen, hörspielartigen Black Soundscape verdichtete, legte Doctor.L mit „Exploring The Inside World“ nicht nur die Messlatte von Sampling-Hochkultur höher, sondern ihm gelang etwas Einzigartiges: abstrakte Soulfulness. Abstrakt in dem Sinne, dass nicht mehr livehaftige SängerInnen-Subjekte für die heftige Dosis „human feeling“ verantwortlich zeichneten, sondern bestenfalls deren akustische Spuren im umgeschaufelten Sand. Am Ende wurde man mit einem downgepitchten Marvin Gaye und einer ins Schloss fallenden Tür in den Keller gesperrt – wo man so schnell nicht mehr raus kam. Doctor.Ls mit Emotionspartikeln geladener Audio-Space hatte sich in unserer „Inside World“ ausgebreitet und sie mit dem Schmerz, der Wut, den Zusammen- und Aufbrüchen der ganzen Welt angefüllt. Heavy? He ain’t heavy, he’s my brother – eine schöne Zeile, mit der man das aushalten kann. Schon bald war Doctor.Ls sperriges Meisterwerk, für das der Begriff Cyber-Soul erst erfunden werden musste, vergriffen. 1999 tauchte der Doktor wieder auf – als Begleiter des Afrobeat-Revivals und Produzent des Tony Allens-Albums „Black Voices“. Polyriddims galore – während überall das Diktat der geraden Bassdrum herrschte und sich Breakbeats verbissenen ins Labor zurück zogen, deuteten Doctor.L und Tony Allen en passant an, wie komplex und geheimnisvoll, wie leichtfüßig, luftig und ausgreifend eine nicht ins Format gepresste Rhythmik eigentlich sein kann. Entfaltung im Raum – wieder eine Lektion. Und es geht weiter. Für sein neues Album „Temple On Every Street“ und zwei vorab veröffentlichte Doppel-12-Inches hat Doctor.L Singen, Bass und Gitarre spielen gelernt. Zum Afrobeat gesellen sich Reggae-Rhythmen oder Funk-Bässe, und wenn eingängige Hooklines das Format Song aufrufen, wird es im nächsten Takt durch verzerrt-schlängelnde Gitarren und environmental sounds jeglicher Culeur durchkreuzt. Hören wird zur abenteuerlichen Exkursion – in keinem Moment ist klar, welche Sound-Objekte sich auf diesem psychedelischen Terrain nur eine Minute später in den Vordergrund schieben, um anschließend mit der Methode Dub skelettiert zu werden. Und doch zieht sich eine gerade Linie durch diesen Ocean of Sound, wie sie kennzeichnend ist für Musik namens Pop. Elektro-akustischer Pop? Auf den Pfaden von Sly Stone hat Doctor.L, der in Wirklichkeit Liam Farrel heißt und als weißer Homie mit schwarzer Frau und zwei Kindern im Pariser Stadtteil Belleville lebt, jedenfalls einen Tempel für die Errungenschaften schwarzer Musik errichtet – in der Nähe des Motherships und unweit des abgebrannten Black Ark Studios von Lee Perry. Wie geht das?, frage ich mich, als ich ihn zum Interview in seinem Homestudio besuche. Der kleine, mit Instrumenten und technischen Geräten völlig zugestellte Raum liegt direkt über seiner Wohnung in einem abgewrackten Haus. Neben Covern von Funk- und Soulplatten ziert ein Pink Floyd-Poster („Ummagumma“) die Wände. Liam Farrel sieht aus wie eine Mischung aus Roni Size und David Gilmour (Ex-Pink Floyd), und wie es sich für einen echten Freak gehört, zündet er erstmal ein Räucherstäbchen an und rollt einen Joint.

Dein Vater ist Ire, deine Mutter Engländerin, du bist in Frankreich aufgewachen. Wie kam es dazu, und was passierte musikalisch vor Doctor.L?
Doctor.L: „Ich kam mit vier oder fünf nach Frankreich. Als Künstler war es für meinen Vater damals wahrscheinlich interessanter in Frankreich. Zwischen 15 und 25 war ich oft in Amerika, mittlerweile bin ich aber eher genervt von Amerika. Die Musikszene in Frankreich war für viele Jahre die Hölle, total desperat. Doch seit fünf oder 10 Jahren, seit es hier Rap gibt, ist alles viel offener für die Musik geworden. Soviel passiert hier natürlich nicht, aber ich kann einigermaßen überleben. Allerdings weniger durch die Sachen, die ich als Doctor.L veröffentliche, sondern durch Jobs als Produzent oder Engineer, u.a. für Rondolphe Burger oder Tony Allen.“
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Tony Allen bei „Black Voices“? Sind die Beats programmiert?
„Das hat sich so ergeben. Ich kannte Tony Allen nicht persönlich, aber Leute, die ihn kannten. Als ich jung war spielte ich viel Schlagzeug und die Leute haben mir immer erzählt, was für ein Meister-Drummer der ist. Die Beats auf der Platte sind nicht programmiert, alles wurde live in einem Keller auf einem billigen 8-Spur-Gerät eingespielt. Dieses Basis-Material habe ich dann zu Hause am Computer bearbeitet. Mit meiner Produktion habe ich ein bisschen elektronischen Flow reingebracht – die Musik zeitgenössisch verankert. Das Problem ist ja, wenn solche Musik wie tyische World Music produziert ist, kommt man damit nirgendwo hin. Also habe ich das Projekt ein bisschen auf meine Seite gezogen, damit Tony mehr Beachtung findet. Ich mag das sehr gerne – etwas, das aus einer bestimmten Haltung ensteht, zu überarbeiten und eine neue Perspektive darauf zu bieten.“
Dein erstes Album klang auch schon wie ein update von Soul und Black Music…
„Ja, genau das ist es. Ich habe es nur nicht so konzipiert, das entstand eher aus Zufall. Ich hatte die Nase voll davon, mit Rappern zu arbeiten oder Leute zu suchen, die zu meiner Musik singen. So ergab es sich, dass sich die Musik in eine rein instrumentale Welt bewegte. Niemand wollte die Platte veröffentlichen, die lag über Monate bei vielen großen Plattenfirmen. Schließlich ist sie dann auf diesem kleinen Label erschienen. Sie hatte ein bisschen Erfolg im Underground, und Leute, die sich für Kunst und Musik interessieren, schätzten sie. Für mich war das die Chance, ein zweites Album zu machen und dabei noch persönlicher zu werden. Deshalb habe ich auch mit Sampling aufgehört, wohingegen es beim ersten Album die Idee gab: Wieweit kann man das Prinzip der Collage treiben und dabei etwas entstehen lassen, das wie etwas Neues klingt.“
Deine Erforschung der Innenwelt klang so, als wärst du dabei auf die Schwere der ganzen Welt gestoßen. Jeder Ton, jeder Sound ist sozial codiert…
„Auf dem neuen Album ist das wahrscheinlich noch präziser, allerdings nicht so offensichtlich. „In The Ghetto“ samplen – das macht heute jeder. Damals machte ich das, weil ich nicht genügend Equipment hatte, bloß ein paar Schallplatten, die mir Freunde geliehen hatten, und einen Computer und Lautsprecher. Mittlerweile besitze ich mehr Equipment und sogar Instrumente. Instrumente zu spielen inspiriert mich mehr als nach Samples zu suchen. Man wird dabei viel mehr mit sich selbst konfrontiert. Das, was im eigenen Kopf ist, kommt raus.“
Ob mit oder ohne Samples – deine Musik ist sehr stark in schwarzer Kultur geerdet. Wie wichtig sind musikalische Referenzen für dich?
„Schwarze Musik höre ich seit 15 Jahren. Sie war mein Lehrer, aus vielen unterschiedlichen, nicht nur musikalischen Gründen – von Miles Davis bis zu Funkadelic, all das. Ich interessiere mich auch für die Freiheit, die weiße Bands wie Pink Floyd oder Led Zeppelin in den 70ern hatten. Im Moment bin ich mehr von Musik beeinflusst, die meine Eltern gehört haben, z.B. Neil Young. Ich versuche das zu verbinden und etwas daraus zu machen, was mit mir zu tun hat. Dabei versuche ich so aufrichtig wie möglich zu sein – einige Tracks sind eher forschend, andere eher wie Songs. Mit dem Doctor.L-Projekt versuche ich Freiheit zu verwirklichen. Natürlich wird die Freiheit immer vom Format begrenzt – fünf Stücke á 20 Minuten geht nicht. Aber ich bin alt genug, um eine Vision von Musik zu haben. Mich macht es glücklicher, wenn ich nicht weiß, was passieren wird – und dabei vielleicht etwas Neues entsteht. Neu war es für mich auch zu singen, das habe ich vorher nie getan. Wenn man die ganze Zeit Platten produziert, muss man es für sich selbst immer wieder interessant und aufregend gestalten, einfach um etwas dabei zu lernen. Im Moment mache ich das jedenfalls so – da ich kein wirklicher Musiker bin, ist es eben Bricolage.“
Deine Musik fällt aus allen existierenden Kategorien raus…
„Das ist wohl absichtlich so. Das Offensichtliche zu tun, ist nicht sehr interessant, noch nicht mal für einen selbst. Es ist irgendwie Selbstbetrug: Oh, die Leute machen House, also lass uns Folk machen. Ich mag beide Musiken, aber ich versuche mich an einer anderen Konstruktion. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich genervt von einer Welt, in der Leute nur Musik machen, weil sie gerade in Mode ist. Das ist sehr einengend.“
Ich habe mich gefragt, aus welchem sozialen Kontext deine Musik kommt. Wenn man Musik eines bestimmten Formats, z.B. House oder HipHop hört, bekommt man immer auch eine Vorstellung von der Szene, die dahinter steckt und den Regeln, die dort herrschen…
„Ja, aber es gibt ganz verschiedene Arten Musik zu hören, ganz verschiedene Musik für die unterschiedlichsten Lebenssituationen. Und die meisten Platten von heute funktionieren als Gebrauchsmusik, auch wenn dabei oft schöne Sachen entstehen. Ich sehe mich eher als der freakige Typ, der immer auf der Suche ist. Und ich glaube nicht, dass Ästhetik allein ausreicht, ohne etwas Soziales oder eine Bedeutung dahinter. Musik ist eine Kunstform, und wenn man nicht Politik macht, muss Kunst die Sensibiltät besitzen, politische, soziale und andere determinierende Faktoren zu berühren. Das muss nicht straight in your face sein wie bei Public Enemy. Das ist nicht mein direktes Thema, ich repräsentiere ja nicht die gleiche Situation. Ich bin, was ich bin und versuche nicht vorzugeben, jemand anders zu sein.“

Mittlerweile hat Doctor.L die zweite Tüte in einer halben Stunde konsumiert, was zur Folge hat, dass seine Reaktionen fahriger, die Gedanken schweifender und Aussagen unpräziser werden. Mir fällt ein, dass sich in der Regel die Musik von Kiffern von der Musik anderer Drogenkonsumenten unterscheidet. Sie ist langsamer, entspannter, tiefer, labyrinthischer und unbestimmter. Der Rauscheffekt einer verlangsamten, konzentrierteren Wahrnehmung führt zu einem Hören nach innen, Töne und Klänge werden in ihrem Prozess des Entstehens und Verschwindens verfolgt, wobei die Aufmerksamkeiten schwanken. Die Gestaltung eines möglichst geräumigen, mit unstabilen Elementarteilchen angefüllten Audio-Space spielt dabei eine große Rolle – von Pink Floyd und Funkadelic bis zu Nightmares On Wax (Smokers’ Delight), von Dub-Reggae über Techno-Dub bis Doctor.L lassen sich gewisse Parallelen ziehen. Ging es jedoch bei den psychedelische Exkursen von Bands wie Pink Floyd noch um eine Anordnung von akustischen Ereignissen in der Zeit, die nach Regeln klassischer Höhepunkt-Dramaturgie strukturiert wurde, gelang es Kiffer-Musikern in der Folge von Dub-Reggae, den Faktor Zeit potentiell zugunsten einer Expansion des Raumes zu suspendieren. Musik als Raum, in dem man sich forschenderweise einrichten kann – in diesem unmetaphorischen Sinn ist „Space Is The Place“ eben auch zu verstehen. Doctor.L versucht, so scheint mir, beide Welten zu verbinden – d.h. in der Zeit bewegliche Räume zu schaffen. Erst werden enorme Klangräume geöffnet, und dann gibt es zahlreiche desorientierende Lücken zwischen den einzelnen musikalischen Elementen: Die Musik läuft an und stoppt, wie in einem fortlaufenden Diskontinuum. „Space“ ist hier nicht nur der musikalische Raum, sondern auch das Instrument der Lücke.

Welche Rolle spielt das Konzept „Space“ in deiner Musik?
Doctor.L: „Ich brauche Space. Space hilft dabei, mit der Musik zu interagieren und zuzuhören. Wenn es keine Lücken gibt, finde ich das schwierg. Ein Stück ist tot, sobald es fertig ist. Wiederbelebt wird es von Leuten, die es hören. Und jenachdem wann oder warum man es hört, verändert es sich. Das passiert mir andauernd beim Musikhören. Und je mehr Space man in der Musik lässt, desto eher besteht die Chance, dass Leute einen Zugang finden. Aber manchmal muss man auch die Lücken schließen. Für mich ist das eher ein Spiel.“
In einem Stück auf dem neuen Album heißt es „lost in da machine – where are you?“ Wie ist das gemeint? Was entdeckst du bei der Arbeit mit der Maschine?
„Lost In Da Machine – das ist auf der einen Seite sehr offensichtlich. Ich habe schon viel Zeit alleine mit der Maschine verbracht und mich darin verloren, klar. Aber die Maschine ist nicht wirklich im Computer. Jeder befindet sich in irgendeiner Art von Maschine. Die Frage ist, wie groß und unterdrückend – oder nicht unterdrückend – die Maschine für einen ist. Die Welt, in der wir leben, ist etwas Strukturiertes. Für Musiker oder Künstler ist die Maschine vielleicht nicht so hart wie für andere Leute, aber trotzdem gibt es sie. Das Faszinierende bei der Arbeit mit Computern ist auch, dass man etwas zu lieben beginnt, was einen wahrscheinlich irgendwann umbringen wird. Wir lieben die Technologie, die uns alle zerstören wird.“
Wie meinst du das?
„Ganz einfach. Im Verhältnis zur Zeitspanne dieses Planeten macht die Menschheit nur eine lächerliche Sekunde aus. In hundert Jahren wird Russland am Ende sein, die Hälfte des Planeten ist schon jetzt kaputt. All das hat mit Technologie zu tun, ob wir wollen oder nicht. Der Fortschritt der Menschheit besteht anscheinend darin, jeden Mensch und jeden Baum zur Seite zu schieben.“
Die Ikonographie auf dem Cover von „Temple On Every Street“ besteht aus einer antiken Stadt, Affen, man erkennt ein Raumschiff. Soll damit ein Konnex zum Black Futurism von Musikern wie Sun Ra hergestellt werden?
„Das ist Mexiko City. Black Futurism, vielleicht. Aber so habe ich das gar nicht gesehen. Die visuelle Gestaltung wurden von Edouard Salier auf photo shop gemacht, als Abschlussarbeit für sein Studium. Es gab meine Idee eines futuristischen Tempels, daraus ist der Rest entstanden.“
Aber eine bestimmte utopische Konzeption spielt doch eine Rolle, oder nicht?
„Ja, wir suchen nach etwas: Freiheit. Ikonographisch ist das vielleicht symbolischer Quatsch. Aber es steckt eine grundlegende Idee dahinter.“
Für mich war die total offensichtlich, auch in der Verwendung der musikalischen Einflüsse: Afrobeat, Funk, Reggae… Ich dachte sofort an Lee Perrys Black Ark Studio als einem mystisch-mythischen Ort…
„Das spielt alles wahrscheinlich eine Rolle, aber ich stecke da so tief drin, dass ich das gar nicht mehr höre. Klar, wir alle schulden irgendjemand etwas. Für mich ist King Tubby einer der besten, wenn nicht der beste Engineer, den es je gegeben hat. Manche Leute kommen einfach schneller voran als andere. Und manche haben mehr Magie als andere und erfinden etwas sehr Grundlegendes. Von solchen Größen kann man nur lernen und das an Andere weitergeben. Jeder sollte etwas von seinen Einflüssen an Andere weitergeben – innerhalb und außerhalb von Musik.“
Dein Vater war Maler, dein Bruder ist Installations-Künstler. Wie wichtig ist dir eigentlich der Kunst-Kontext?
„Ich arbeite oft in diesem Kontext. Mein jüngerer Bruder – Malaki Farrel – ist mit seinen Roboter-Installationen ziemlich berühmt geworden. Er arbeitet mit ganz vielen Mikro-Samples, die er in seinen Robotern sequenziert. Die vielen verschiedene Sounds stelle ich dafür zusammen. Ich habe kein Problem damit, in unterschiedlichen Bereichen zu arbeiten. Kürzlich hatte Paolo Calzolari, der in den 60ern die italienische Arte Povera-Bewegung anführte, eine Austellung in Paris. Dafür habe ich die ganzen Sound-Pieces seiner Installationen restauriert.“
Welche Zukunftspläne gibt es?
„Ich bereite verschieden Alben vor. Eins heißt ‚Cactus Hunters’ – das wird ein großes Projekt, ein Picture Album auf DVD, etwas Neues. Meine Vorstellung eines Picture Albums ist die: kein Film, aber auch kein Clip, sondern etwas, wo visuelles und musikalisches Design einander entsprechen, wo Zuhören und Zusehen zusammen gehören. Das ist auch sehr naheliegend, weil die Computer, mit denen Musik und Bilder gemacht werden, in ihrer Funktionsweise sehr ähnlich sind. Demnächst kommt eine weitere Produktion von mir unter dem Titel ‚Psycho On The Bus’ raus, die ich mit den Musikern von Tony Allen aufgenommen habe, während wir auf Tour in Kanada und USA waren. Ich hatte meinen kleinen Computer dabei und habe Sessions im Bus und Hotelzimmer aufgenommen. Daraus sind einzelne Tracks entstanden, die ich dann hier im Computer gemixt habe. Die Platte ist eine Weiterentwicklung des Sounds von ‚Black Voices’. Ich kann mir noch viele verschiedene Projekte vorstellen, auch mit anderen Leuten. Jede Situation hat ihre eigene Zeit. Und wenn sich die Situation verändert, bewegt sich auch die Musik weiter – und das ist es, was zählt. Ich werde auch nicht für immer in diesem Studio sitzen, das ist nur eine Periode. Musik muss in permanenter Bewegung sein, andernfalls langweilt man zuerst sich selbst und danach die Anderen. Für mich heißt das, sich bei jeder neuen Platte zu destabilisieren.“

Auf dem Weg zurück zum Flughafen Charles De Gaulle freue ich mich darüber, dass gerade in einem so stilversessenen Land wie Frankreich, wo schon zu Rockzeiten die Pose und das Accessoire eine größere Rolle spielten als der Sound und seine Devise, jemand wie Doctor.L sich die Historie aneignet und vormacht, wie sie weitergehen kann. Paris ist eben besser durchmischt, und auf den Hochhäusern der Banlieu gibt es riesige Leuchtreklamen, die für „Mr. Bricolage“ werben…

Intro, 2000